Dr. Cläre Tisch Gedenktafel

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Am 9. Juni 2024 wurde Wuppertals erster Frauenort eingeweiht. Er besteht aus einer Gedenktafel für die Wissenschaftlerin und Jüdin Dr. Cläre Tisch an der Begegnungsstätte Alte Synagoge. Zur Eröffnung des Frauenortes sprachen der Wuppertaler Bürgermeister Heiner Fragemann, die Staatsministerin a.D. Sylvia Löhrmann, Frau Prof. Dr. Petia Genkova vom FrauenRat NRW, Claudia Müller von den Wupperfrauen e.V. und die Schauspielerin Luise Kinner trug Briefe Cläre Tischs vor.1 Abgerundet wurde die Veranstaltung an der Begegnungsstätte von Roswitha Dasch und Dirk Lattenkamp, die traditionelle jüdische Lieder neu interpretierten.2 Mehr als 60 Menschen nahmen an der Feierstunde teil.3

In seiner Rede lobte Bürgermeister Heiner Fragemann den Verein Wupperfrauen für das zivilgesellschaftliche Engagement. Zwar gebe es bereits Gedenkorte für Helene Stöcker, trügen Schulen die Namen bedeutender Wuppertalerinnen. Doch diese Beispiele seien sicher noch zu wenige. Die Stadt arbeite daran, bei der Benennung von Straßen „zunehmend und vorrangig Frauen“ zu berücksichtigen.4

Petia Genkova betonte, dass elementare Rechte für Frauen weiterhin nicht selbstverständlich seien und die Gedenktafel für Cläre Tisch als Vorbild diene, auch weibliche Akteurinnen in der Erinnerungskultur sichtbar zu machen.5

Das Projekt FrauenOrte NRW des Ministeriums für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes NRW möchte die Leistungen von Frauen sichtbar machen, die maßgeblich zur Geschichte der Kommunen in NRW beigetragen haben. Wuppertal hat eine Vielzahl an Frauen, die sich in Politik und Gesellschaft eingebracht haben und ihren Beitrag zur Stadtgeschichte geleistet haben. Diese Frauen sichtbar zu machen ist ein Anliegen verschiedener Vereine und Träger in Wuppertal sowie der Stabsstelle Gleichstellung und Antidiskriminierung, erklärte die Stadt Wuppertal in ihrer Pressemitteilung.6

Die ausführliche Gedenktafel berichtet aus dem Leben von Dr. Cläre Tisch:

Dr. Cläre Tisch
geb. 14. Januar 1907 | gest. 1941, Minsk

Dr. Cläre Tisch war eine promovierte Volkswirtin, die dem Terror des Nationalsozialismus mit Lebensmut und Tapferkeit entgegentrat. Da sie Jüdin war, musste sie ihre Karriere an der Universität abbrechen. Sie engagierte sich fortan im Jüdischen Frauenbund. Trotz Repressionen kümmerte sie sich intensiv um die ihr anvertrauten Waisenkinder. Ihr Mitgefühl und ihre Hilfsbereitschaft bewahrte sie sich bis zu ihrer Ermordung.

Cläre Tisch wurde am 14. Januar 1907 als mittlere Tochter des jüdischen Ehepaares Leo und Adele Tisch in Elberfeld geboren. Sie studierte nach dem Abitur Volkswirtschaftslehre und legte 1929 in Bonn ihr Examen als Diplom-Volkswirtin ab.

Dort wurde sie im Juli 1931 als eine der ersten Frauen in diesem Fach promoviert. Ihr wurde eine glänzende wissenschaftliche Karriere vorhergesagt, die am Berufsverbot der Nationalsozialisten scheiterte.

Da sie ab 1933 als Jüdin nicht mehr an der Universität lehren durfte, kehrte sie nach Wuppertal zurück und engagierte sich beim Jüdischen Frauenbund in der reichsweiten Zentralstelle für Pflegekinderwesen und Adoptionsvermittlung.

1939 musste sie zwangsweise mit ihrer Familie in ein sogenanntes Judenhaus umziehen, eine Emigration war ihr nicht mehr möglich. Ihr Doktorvater, Joseph Alois Schumpeter, versuchte ihr zu helfen, doch vergeblich:  Am 10.11.1941 wurde sie mit ihrer Familie nach Minsk deportiert und dort vermutlich kurz darauf ermordet.

Eine ausführliche Biografie von Dr. Cläre Tisch findet sich auf der Homepage von Wupperfrauen e.V.

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